Das Jahr für die Kader der FW TWW begann am vergangenen Samstag, 09.01.2021 anders als gewohnt. Nicht nur ein neues Kommando, sondern gleich einen halben Tag eine Kaderübung mit dem Schwerpunkt «Allgemeines». Will uns das neue FW Kommando unter der Führung von Hptm Wullschleger mittels Caption Speech auf das kommende Jahr ausrichten? Nicht ganz,
Als im vergangenen Dezember das Übungsprogramm
veröffentlicht wurde dachte ich mir bereits «einen Abend lang Theorie über Führungsgrundsätze, Konfliktmanagement oder Kommunikationslehre mit Schulz von Thun und dem vier Ohren Prinzip? Oder gar Rollenspiele welche Übungs-Situationen aus den vergangenen Jahren enthalten, welche das neue Kommando anders lösen will? Sind wir doch in der Freiwilligen Feherwehr, um etwas erleben zu dürfen, etwas machen zu können und nicht in den Depots zu sitzen und Präsentationen anzuschauen.»
Noch im alten Jahr erhielten wir eine Information, welche uns noch mehr Vermutungen machen liess. Das Thema war nun klar: Führung und Teambildung unter dem Titel «Die vier Elemente». Kurz darauf erfuhren wir um was es gehen wird, die vier Elemente: Wasser, Erde, Feuer und Luft sollten uns den ganzen Nachmittag begleiten. Ausser dem Tenue erhielten wir noch keine detaillierten Informationen, doch auch diese liessen bereits erahnen um was es bei einem Element «Wasser» gehen könnte. Denn nicht nur warme Kleidung, gutes Schuhwerk, sondern auch Badehose und Badetuch sollte uns an dieser ersten Kaderübung begleiten.
Ich traf mich mit meiner Gruppe beim Schwimmbad Neuguet zum ersten Element «Wasser». Es war allen in meiner Gruppe klar um was es gehen wird: «Hinein ins Wasser und das neue Jahr begrüssen». Die neue Zugführerin Fiona Hofer begrüsste uns an diesem Posten. Kurze Begrüssung, Bekanntgabe des Ziels «jeder soll im Wasser gewesen sein». Genügt dies, um die Anwesenden davon zu überzeugen sich bei dieser Kälte ins Wasser zu begeben? Und genau hier war der Ansatz dieser Kaderübung, jeder Posten sollte uns praktisch einen Sinn vermitteln. Dieser Sinn soll uns mit einem Erlebnis verknüpft im Hinterkopf bleiben um bei Übungen, Kursen oder Einsätzen zu begleiten. Im Fokus der Sinnvermittlung beim Posten «Wasser» stand Vorleben und mit einem guten Beispiel voran gehen. Erwarte nichts von jemandem was du nicht auch bereit bist zu tun. Eigentlich ganz einfach – oder? Gesagt – getan. Wir zogen uns um und machten uns auf den Weg ins Nasse. Übermut war nicht zu finden. Bedacht und bestimmt begaben wir uns in das *erfrischende* kühle Wasser. Meine ganze Gruppe war drinnen und natürlich auch Fiona, denn sie durfte ja nicht etwas erwarten was sie nicht selbst bereit ist zu tun. Auch erlaubten wir uns noch einen weiteren Besuch im Wasser – doch das war es dann für meine Gruppe. Ausser Fiona, sie konnte einfach (so denken wir) nicht genug bekommen und wiederholte dieses Prozedere bei jeder Gruppe immer wieder. Immer im Hinterkopf «Lebe vor und gehe mit gutem Beispiel voran.»
Wir hatten also den ersten Posten durch und nun ging es zum nächsten Element «Erde». Hinter dem Werkhof Wila sollten wir als Postenziel eine kleine Brücke über den Mülibach bauen und nach Abschluss im Gänsemarsch darüber gehen. Nicht so schwierig, wären da nicht die verschiedenen Übungsbestimmungen und das spärliche Material, welches uns zu Verfügung gestellt wurde. Ein paar Holzbalken, Holzkeile und Schlagwerkzeug aber keine Nägel und Schrauben. Hinzu kommt das die Brücke freitragend sein sollte. Es war uns als Übungsbestimmung nicht erlaubt die kurzen Balken «längs» über den schmalen Bach zu legen – das wäre wohl zu einfach gewesen. Wir haben uns beraten, suchten eine Lösung wie wir gemeinsam am besten eine stabile Brücke bauen konnten, welche uns alle tragen kann. Wir entschieden uns für eine Bogenbrücke, diese Bauweise schien uns am einfachsten und stabilsten. Schnell hatten wir den ersten Wurf gebaut, stabil jedoch war diese nicht. Jemand von unserer Gruppe übernahm den Lead und begann uns Anweisungen zu geben welcher Balken wo höher, tiefer oder gar mehr gespannt werden sollte, um eine höhere Stabilität zu erreichen. Aber dies genügte leider nicht ganz. Und hier kam uns die vom Postenchef, dem neuen Zugchef Fredy Keller erklärte Sinn hervor. Ein Team ist so stark wie das gemeinsame Fundament, auch wenn nicht immer ein Verantwortlicher definiert ist. Das Fundament auf die Feuerwehr bezogen soll die Grundausbildung, die Mannschaft die Verbindung der Elemente bilden. Es war somit klar, die als Fundament genutzten in den Boden gerammten Eisenstangen müssen noch weiter eingeschlagen werden, um die Tragkraft erhöhen zu können. Vorsichtig überquerte der erste unserer Gruppe die Brücke, ein weiterer folgte – die Brücke hält! So gut hielt die Brücke, als dass wir die komplette Gruppe darauf stehen konnten. Wir waren auf dem guten Weg, doch einfach nur ein starkes Fundament ist die Basis jeder Baute, Organisation und Firma. Natürlich gilt dies auch für unsere Feuerwehr, das Kader ist die Basis, um Erlebnisse schaffen zu können und im Einsatz als Fundament gemeinsam mit unseren AdF erfolgreich sein zu können.
Der nächste Posten, das Element «Feuer» hielt unsere Erwartungen hoch. Im Feuerwehrdepot Wila erwartete uns der neue Ausbildungschef Oblt Reto Gubler zu seinem Posten. Feuer, endlich! Doch was wir antrafen war alles andere ans gewohnt. Ein Artist mit Equipment, zeigt dieser in der kommenden Lektion eine Feuershow mit Feuerschlucken, Fackeln jonglieren und Spucken? Nicht ganz. Die Lektion begann einfach, der Artist zeigte uns wie er seine Fackeln über die Hand zog, wie er diese in seiner Hand auslöschen kann. «Mut, aber nie fahrlässig», dieses Postenziel wurde uns zu Beginn mitgeteilt, «Üben, üben, üben, … auch in der Feuerwehr». So sollten wir als nun die Kunststücke welcher uns der Artist zeigte nach machen. Ich hatte das Glück und durfte der Erste sein. Als Angehöriger der Feuerwehr (AdF) ist es gegen unser Prinzip Feuer anzufassen, geschweige dem es zu schlucken – sind wir unteranderem dafür da es zu bekämpfen. Mit der nötigen Vorsicht und Respekt nahm ich die Fackel in die Hand und wischte diese mehrmals über meine Handflächen, bis ich diese in meinen Händen durch Entziehen von Luft durch Schliessen der Hand auslöschte. Mit diesem einfachen Trick war es noch nicht fertig. Wir gingen weiter, uns wurde ein Trick vorgezeigt – wir wiederholten und steigerten den Schwierigkeitsgrad immer mehr. Anzuwenden ist diese Methodik auch bei uns in den Lektionen. Egal ob in Kaderübungen, Zugsübungen oder mit unseren neuen Rekruten. In der Ausbildungsmethodik geht es immer über die drei Stufen: Anlernstufe, Festigungsstufe zur Anwendungsstufe.
Als Beispiel: In der Anlernstufe mit den Rekruten werden wir bei der Einführung Atemschutz erst Wissen aufbauen, die Handhabung ohne Zeitdruck erlernen und uns mit dem Gerät vertraut machen – Vertrauen aufbauen.
Bei der Festigungsstufe soll ein Automatismus erreicht werden, so dass die Rekruten das zuvor Erlernte selbständig und ohne Fehler machen können. Hier soll z.B. das Gerät bereits in realer jedoch kontrollierter realistischer Umgebung genutzt werden können. Hier zum Beispiel eignen sich unsere Übungen in den Brandhäusern bei Uster oder Kleinandelfingen hervorragend.
In der Anwendungsstufe soll nur noch mit Anweisungen gearbeitet werden, die Atemschutztrupps haben Wissen und Können, um einen Auftrag selbständig lösen zu können. Hier soll das zuvor erlernte umgesetzt werden. Dies kommt bei Brandinterventionen zum Tragen wo der Einsatzleiter nur noch das «was, wo und womit» bekannt gibt.
Wir selbst wurden immer unter Anleitung in der Anlernstufe an einen Trick herangeführt. So war jeder von uns in der Lage Feuer in der Hand zu löschen, Feuer von einer Fackel durch Anfassen der Flamme auf die zweite Fackel zu übertragen oder gar Feuer im Mund aus zu löschen. Das Feuerspucken war ein absolutes Highlight! Da wir noch sehr ungeübte Artisten sind durften wir mit einem präparierten Röhrchen das «Feuerpulver» spucken. Eindrücklich was wir in der kurzen Zeit erreichen konnten, obwohl niemand von uns vorgängig jemals etwas in dieser Richtung gemacht hatte.
Beim letzten Posten im Feuerwehrdepot Turbenthal sollte uns das verbleibende Element «Luft» begleiten. Oblt Andreas Bärtschi begrüsste uns mit einer kniffligen Aufgabe. Ziel war es ein rohes Ei aus 15 Metern, somit von der ADL herunter fallen zu lassen ohne das es zerbricht. Klingt einfach, aber es wäre ja nicht eine Kaderübung wenn auch hier die Vorgaben es uns komplizierter machen. Das rohe Ei soll nur mit einem Flipchart Papier, ein Stück Eierkarton und Klebestreifen so vorbereitet werden als das es den Flug unbeschadet übersteht. Vorteil oder nicht, einer aus meiner Gruppe durfte eine ähnliche Aufgabe schon mal lösen. Das Beste Resultat wurde mit einem Fallschirm erreicht. Im Atemschutzraum falzten wir das Flipchart zum Fallschirm und fügten noch Details bei, um ein besseres Flugverhalten zu erreichen. Aus dem Klebestreifen drehten wir Seile und das Ei erhielt einen zusätzlichen kleinen Aufprallschutz. Fertig war unsere Eier-Fallschirm Konstruktion. Doch worin bestand der Sinn ein Ei aus 15 Meter herunterfallen zu lassen? Der Sinn bestand darin zusammen im Team für ein vorgegebenes Ziel eine Lösung zu finden. Das Zitat des chinesischen Philosophen Konfuzius ist allen bekannt „Der Weg ist das Ziel“. Und genau um das ging es. Lösungsorientiert an eine Sache heran zu gehen, obwohl es auf den ersten Blick nicht einfach ist. Zusammen erreichen wir auch dieses Ziel. Beim Erreichen eines Zieles sollte man hin und wieder eine Zielkontrolle durchführen, um zu überprüfen, ob man auf dem richtigen Weg ist und gegebenenfalls korrigieren. Dies tätigten wir auch in dem wir den ersten Flugversuch im Depot aus guten 4 Metern durchführen. Da wir nur ein Ei und einen finalen Abwurf haben, nutzten wir ein anderes ähnliches Gewicht und waren überzeugt «unsere Konstruktion wird halten». Jetzt interessiert es Sie sicher, ob unser Ei überlebte - richtig? Ja, es flog zwar nicht wie eine Grazie doch das Ei überlebte den Flug und landete unbeschadet am Boden. Wie wir am Schluss erfuhren, haben alle Eier überlebt. Gewisse Eier waren mehr verpackt, Fallschirme ausgeklügelter als unserer, doch mit dem Gleichgewicht zwischen Aufwand und Ertrag waren wir mit unserem Optimum Prinzip klar zufrieden.
Alles in allem darf ich sagen, haben sich meine vorgängigen Bedenken nicht bewahrheitet. Ein interessanter und abwechslungsreicher Nachmittag. Was gibt es Besseres als spielerisch etwas zu erlernen oder festigen?
Wasser, Erde, Feuer oder Luft mit diesen vier Elementen und den damit erlebten Lektionen kann ich auf eine Basis zurückgreifen, um bei Übungen oder Einsätzen weitgehendst die richtigen Entscheidungen treffen zu können.
Autor Philipp Nobel
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