Nach dem Antreten wurden wir in das Szenario der vermissten Familie eingeführt. Unsere Aufgabe bestand darin, als Unterstützung von Partnerorganisationen in der Region "Chäfer/Aegetschwil" zwei vermisste Personen und einen Hund zu suchen. Zu diesem Zeitpunkt war der Gesundheitszustand aller Beteiligten unklar. Einige kleine Hinweise sollten uns dabei behilflich sein: Die jüngere Person spielte Unihockey, es gab ein Fahrzeug im Zusammenhang mit dem Verschwinden, und die vermissten Personen hatten Verwandte (deren Namen uns unbekannt waren) besucht, bevor sie gegen 17:00 Uhr zu einem Spaziergang aufgebrochen waren.
Wie Sie sich sicherlich erinnern können, lag am 12. Januar 2024 im gesamten Feuerwehreinsatzgebiet Schnee. Der einfache Weg, das betroffene Gebiet mit unseren Einsatzfahrzeugen zu durchqueren, war daher nicht möglich. Selbst im Sommer hätten wir nicht alle Wege und Pfade befahren können. Es war von Anfang an klar, dass die Suche grösstenteils zu Fuss erfolgen musste. Einziger Vorteil unter diesen Witterungsverhältnissen waren unsere eingesetzten Wärmebildgeräte, die einen deutlichen Kontrast der Körperwärme zur Umgebung projizieren konnten.
Die Einsatzleitung mit Führungsunterstützung richtete sich aufgrund der vorhandenen Infrastruktur im Feuerwehr-Depot Turbenthal ein. Mithilfe der gebildeten Teams wurden verschiedene Sektoren abgesucht. In unserem Fall begann die Suche entlang von Wander- und Trampelpfaden. Ziel war es, die vermissten Personen und den Hund rasch zu lokalisieren. Zusätzlich suchten wir nach dem Fahrzeug, um den Suchradius weiter zu verkleinern. Etwa 30 Minuten später wurde das Fahrzeug auf dem Hegiweg in der Nähe vom "Chäfer" gefunden. Dies führte dazu, den Fokus noch stärker auf diese Region zu legen.
Eine gute Stunde nach dem Start der Übung wurden die beiden vermissten Personen und der Hund schliesslich in einem anspruchsvollen und unwegsamen Gelände aufgespürt. Ab diesem Zeitpunkt trat eine Veränderung ein – ein neuer Verantwortungsbereich wurde geschaffen, der "VB Rettung". Diese Person übernahm vollständig und eigenständig die Verantwortung für die Rettungsmassnahmen vor Ort. Zu diesem Zeitpunkt lag die Hauptverantwortung für die Rettung nicht mehr beim Einsatzleiter in Turbenthal, sondern bei dem speziell dafür bestimmte Offizier vor Ort.
Das Mädchen und der Hund konnten rasch und problemlos aus dem Gelände evakuiert werden. Im Gegensatz dazu gestaltete sich die Bergung des Erwachsenen schwieriger, da er eine Beinfraktur (Beinbruch) erlitten hatte und somit nur mithilfe einer Traghilfe aus dem Gelände transportiert werden konnte. Aufgrund der örtlichen Gegebenheiten, des Schnees und der damaligen Witterungsverhältnisse war eine Luftrettung nicht möglich. Die verletzte Person wurde auf die Traghilfe gelegt, gesichert und mittels Seilen behutsam auf den Hegiweg hochgezogen. Dort erfolgte eine unkonventionelle Verladung in den PTF, um die letzten Meter aus dem Wald heraus zur Sanität zu bewältigen.
Die Übung konnte um 21:15 Uhr erfolgreich abgeschlossen werden, nachdem die Verantwortung an die unterstützende Sanität übergeben wurde.
Insgesamt betrachtet war es ein faszinierendes Szenario, das erneut verdeutlichte, wie wichtig es ist, die richtigen Personen auf den entsprechenden Positionen zu haben. Egal ob Offizier ,Unteroffizier oder Soldat, diejenige Person mit den besten Ortskenntnissen kann sich als entscheidend für jeden Einsatz oder jede Übung erweisen!
Comments